ODE Winery | Vila Chã de Ourique


Da entwickelt sich ein Vorzeigprojekt, ein kleines Juwel, in der Weinbauregion "Tejo": ODE Winery in Vila Chã de Ourique (Kreis Cartaxo). Ein Projekt,  mit dem Potential, der Region neue Impulse zu geben und deren nachhaltige Entwicklung anzuschieben.

Ein Investment abseits von dem, was man erwarten könnte: Einem Weinbaubetrieb mit Tradition, gegründet 1902,  neues Leben einzuhauchen. Das ist es natürlich auch, aber in der Perspektive so viel mehr: Ein nachhaltiges 5 Sterne-Ressort im Hinterland, abseits des Trubels, inmitten einer syntrophisch bewirtschafteten Farm. Das steckt im Kern in dem Konzept der beiden australischen Investoren, die 2008 mit der Projektentwicklung begonnen haben.

State of the Art: Im Hinterhof und im großen Saal, gibt es reichlich Gelegenheit große Events,  Konferenzen o.ä. zu zelebrieren! Wie z.B. am Tag vor meinem Besuch die Gala dos Vinhos do Tejo 2023 des regionalen Weinbauverbands ...

In der neu ausgestatteten Adega ist alles reichlich vorhanden, was des Winzers Herz hüpfen lässt: 12 Balseiros mit integriertem, Kühlsystem, Edelstahltanks mit kontrollierter (EDV-gesteuerter) Temperaturführung, Zement-Eier (Ovos de Concreto), ein "Granit-Lagar" um Lesegut sanft mit den Füßen zu pressen  ...

In den versiegelten Ton-Amphoren reifen die besonderen Tropfen. Aktuell sind die drei Talhas mit einem wunderbaren Alicante Bouschet belegt, von dem mich die Önologin Maria Vicente probieren ließ.

Atemberaubend, die tonnenförmigen Gewölbe, die Platz für 700 Eichenfässer bieten.

Bevor es für mich mit Maria in ein ausführliches (Re-)Tasting ging, noch ein paar Worte zur Architektur:  Paulo Viera Borralho und dem Team rund um das Lissabonner Architekturbüro Atelier Rua ist ein großer Entwurf gelungen, bei den es galt den traditionellen, innerstädtischen Bestand zu respektieren, der Adega einen modernen, catchy Look zu verleihen und dabei vor allem die Funktionalität eines modernen Weinkellers zu gewährleisten, mit dem Anspruch Weine von herausragender Qualität zu produzieren und zu präsentieren.

Tasting - Die vier rebsortenreinen Weißweine hatte ich mit Maria bereits auf der ProWein 2023 probiert, nun gab mir die Önologin die Gelegenheit, die insgesamt 5 Weine aus dem ersten Jahrgang 2022 noch einmal ausführlich nachzuverkosten:

 

ODE Semillon 2022 Branco | Der geradlinig-furztrockene Weiße aus der französischen Rebsorte wird zum geringen Teil (etwa 15 %) im Barrique ausgebaut. Ein leichter Wein (12 % Vol.) mit der Betonung auf der Mineralität als starker Begleiter in der Gastro zu Seafood. 21 EUR in Portugal

 

ODE Viognier 2022 Branco | Und noch ein Wein aus einer  französischen Rebsorte, der sich aber duftiger zeigt. Aromatisch-fruchtig, dabei trotzdem sehr fokussiert am Gaumen. (13 % Vol.). Kostet 17 EUR/Flasche in Portugal.

  

ODE Fernão Pires 2022 Branco | Hellgelb im Glas zeigt die Fernão Pires Spritzigkeit und tropische Aromen. 50 % in neuer franz. Eiche ausgebaut. 13,5 % Vol. Sehr lecker. Kostet 17 EUR.

 

ODE Arinto 2022 Branco | Auch der Arinto wurde zu 50 % in neuer franz. Eiche ausgebaut. Mineralisch, elegant, grüner Apfel, schöne Textur. 21 EUR/Flasche

 

ODE Touriga Nacional 2022 Tinto | Und zum Schluss kam die die Überraschung, da ich den Roten auf der ProWein nicht probiert hatte. Was für eine Freude! Violett im Glas, sehr aromatisch und rotfruchtig! Samtige Tannine, klar und frisch, im Beton-Ei für drei Monate mikrooxidativ gereift. Ein Highlight! 18 EUR/Flasche

Mein  Besuch fiel auf einen Montag, an den das dem Weingut angegliederte Restaurant ODE Cellar Door geschlossen hatte. Ich werde wiederkommen, um den zeitgenössischen Mix aus portugiesischen und japanischen Spezialitäten (alles außer Sushi) in Begleitung eines ODE Branco zu probieren. Bin gespannt, was der japanische Chefkoch Kaz (Kazuya Yokoyama) auf die Teller zaubert.


Nach dem Besuch der Adega ging zum nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Ortsrand. Die Fahrt durch eine großes Tor führt einen in eine komplett andere Welt. Die Ruhe, die Korkeichenwälder und Weinberge ausstrahlen, sind die perfekte Grundlage für den nächsten Teil des Projekts. Hier entstehen auf dem 96 ha großen Grundstück zukünftig kleine Cluster aus insgesamt 40 Bungalows und 10 Glamping-Zelten. Alles sanft in die umliegenden Wälder eingefügt und an die Hügel angeschmiegt. Ein Ressort, dass dabei nach dem Willen der Projektentwickler voll und ganz auf Nachhaltigkeit und schonenden Umgang mit der Natur setzen soll. 

Die Weinberge umfassen 22 ha und werden biologisch/organisch bewirtschaftet. Der Zertifizierungsprozess ist im Gange. Bestockt sind die Parzellen mit den nationalen Rebsorten Arinto, Fernão Pires, Alvarinho, Touriga Nacional, Tinta Barroca und internationalen wie Semillon, Viognier, Pinot Gris, Alicante Bouschet, Touriga Franca, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah.

Gesunde Rebstöcke, gesunde Trauben. Interveniert wird im Weinberg so wenig nötig, bei starkem Krankheitsdruck (Feuchtigkeit, Mehltau) wird lediglich so wenig wie möglich Kupfer und Schwefel ausgebracht! Tolles Projekt, super Mannschaft! Ich hoffe, ihr erreicht eure Ziele, denn das Projekt könnte tatsächlich so etwas wie der "Game Changer" für die Region sein! Danke an Maria und das ganze Team für die Gastfreundschaft, mit der ich empfangen wurde!



Der sortenreine Touriga Nacional (der einzige Wein aus dem Erstlingsjahrgang 2022, den ich auf der ProWein nicht probiert hatte (mein Gaumen war abends schon platt)) hat mich wirklich umgehauen: Rotfruchtig, dabei würzig und bereits ausbalanciert (jetzt bereits, trotz seiner Jugendlichkeit). Zuhause habe ich ihn nachverköstigt - mit einem kräftigen Azeitão-Käse als Begleitung. Stimmige Kombi!


Der Fernão Pires: Sehr klare tropische Aromen und stramme Frische!

Man merkt im Hintergrund das neue Barrique, in denen 50 % des Wein gelagert wurde. Deshalb verträgt der Weiße auch eine Trinktemperatur von 8 - 10°C, da öffnet er sich wunderbar der Nase und zeigt sich am Gaumen mit einer schönen Mundfülle.


Eleganter Wein, ich war begeistert, die Fachpresse ist es auch:


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org