Quinta de Sant´ana | Gradil

Na, dann will ich euch mal das Wohlfühl-Weingut Quinta de Sant´ana, familiengeführt vom Briten James Frost und seiner deutschen Frau Ann, nicht länger vorenthalten.  Die Quinta liegt in dem malerischen Örtchen Gradil in der Nähe von Mafra und die Weinberge schmiegen sich sanft an die Ausläufer der Tapada de Mafra.

Das charmante Ambiente aus Weingut und der umgebenden Landschaft bietet sich geradezu dazu an, die Quinta neben dem Weinbau als Hauptstandbein auch zum Ausrichten von Hochzeiten und anderen Festen zu nutzen.

Die Weinberge der Quinta, um die 10 Hektar, wurden 2004 komplett neu bestockt. Bei den angepflanzten roten Rebsorten handelt es sich um Pinot Noir, Touriga Nacional, Merlot und Aragonêz. Bei den weißen Castas (Rebsorten) um Alvarinho, Fernão Pires, Sauvignon Blanc, Verdelho und Riesling (!). Für mich bekennenden Riesling-Liebhaber war ein Beitrag in einem portugiesischen Weinblog über den Riesling der Quinta und meine Neugier, wie sich diese Rebe in Portugal wohl macht, der Anlass einen Besuchstermin zu vereinbaren ...


Es war mir ein echtes Vergnügen vom sympathisch-gelassenen wirkenden James Frost persönlich die Entwicklung der Quinta, die klimatischen Besonderheiten des Standorts (feucht-nebliges Mikroklima in den Vormittagsstunden, heiße Nachmittage), die Beschaffenheit des Lehmbodens, die lagenweise Weinlese sowie den Prozess der Vinifizierung in aller Ausführlichkeit geschildert zu bekommen. Man spürt förmlich mit wie viel Leidenschaft James den Weinbau betreibt und was an Herzblut von ihm und seinem Önologen António Maçanita in die Erzeugung der Top-Weine gesteckt wird. Dazu auch mehr in dem Wineanorak-Artikel über die Quinta de Sant´ana

Bei der Weinprobe hat mich der Alvarinho mit einer Spritzigkeit und mineralischen Note, wie ich sie bei diesem Boden niemals erwartet hätte, sehr angesprochen. Wirklich gut gemacht!

 

Bitte nicht täuschen lassen: In den alten Holzbottichen stecken Edelstahlbehälter.  Weiterhin stehen "Lagares" und natürlich Edelstahl-Tanks zur Verfügung. Die Führung über Quinta, durch den Weinkeller und das anschließende Tasting erläuterte der polyglotte Hausherr übrigens in einem nahezu perfekten Deutsch!

Tolle Eindrücke, die der lohnende Besuch auf der Quinta bei mir hinterlassen hat! Der gute Eindruck setzte sich fort, als am darauffolgenden Tag der Riesling 2010 mit grün-goldenen Reflexen in meinem Glas perlte.

Der angenehm-lebendige Weißwein überzeugt in der Nase mit dezenten Zitrusaromen. Ein leichtfüßiger Weißwein (12,5 %), mit bekömmlicher, geradezu zarter Säure. Sehr ausgewogen. Mit Frische und feiner, seidiger Textur. Fantastisch! Hut ab! Das Mikroklima der Region, der nahe Atlantik und der tiefe, kühle Tonboden tun der Rebsorte ausgesprochen gut!

 

Noch einmal Danke für die geduldige und ausführliche Führung, und das trotz der Vorbereitungen, die für den Wedding-Event am nächsten Tag auf vollen Touren liefen!


Tintos konnte ich beim Tasting auch probieren. Moment, schnell mal im schlauen Büchsken nachgeschlagen. *blätter, blätter* 

Da war der 2010er Tinto, ein Blend, aber stärker angesprochen hat mich der sortenreine Pinot Noir 2011 ...

... mit einem ausgeprägten, aber runden Bukett, wie man es von einem guten Spätburgunder erwarten kann.

 

Der "Q de Sant´ana", das schwarze Schaf der Familie, dessen einziges Manko für meinen Geschmack ist, dass er sehr (fast schon zu) "international" herüberkommt. Mehr Infos zu den Tintos der Quinta bei den geschätzten Weinbloggern, in diesem Fall auf "Copo de 3": Quinta de Sant'Ana - Vertical Tintos.


Neulich gab´s im Adega do Convento in Mafra Carapaus ...

Zu den frittierten Makrelen (und zu den feinen Fleischgerichten, die die anderen am Tisch gewählt hatten) wählte ich einen Quinta de Sant´ana - Reserva 2011 (Motto: Choose local).

Sehr feiner Roter, Spitzenjahrgang, der bei allen am Tisch große AAAhhs und OOhhs hervorrief. Und zum Nachtisch (gefalteten Blätterteig mit Vanilleeis) wählte ich (anstatt Portwein oder Moscatel) Quinta de Sant´ana - Colheita Tardia ...

Yummy combination! Ähmm, vielleicht sollte ich den Service-Gedanken nicht vollkommen aus den Augen verlieren und die wesentliche Übersetzung mitliefern: Colheita Tardia => SpätleseLeichte 12 % Vol. 100% Riesling. Schöne Orangenaromen. Mit einer spätlesetypischen Süße, aber dank einer knackigen Frische verbleibt ein perfekt ausbalancierter Gesamteindruck am Gaumen. Stark gemacht! Der Chef des Adega do Convento war aufrichtig begeistert von meinem Food-Wine-Matching.


Quinta de Sant´Ana Riesling 2012 - Riesling, die Rebsorte mit Lagerpotential, auch in der Atlantikfrische der Region Lisboa. Ende 2018 getrunken zeigte der Jahrgang 2012 keinerlei Anzeichen "schlapp zu machen". Die Spritzigkeit eines jungen Rieslings macht Platz für eine zarte Eleganz. Feiner Wein, Hut ab!


Quinta de Sant´Ana Reserva 2008 - Dunkelviolette Farbe, verhalten im Duft, etwas Veilchen. Am Gaumen aber mit viel Beerenaromen und einem starken Tanningerüst. Druckvoll. Klasse Tinto mit einem langen Finish. Nur 3.333 Flaschen.


Quinta da Sant ´Ana Alvarinho 2016: Zu den riesigen Thunfisch-Steaks (innen schön saftig) im Restaurante Adega do Convento (Mafra) passten die leichten Oak-Noten sowie die frische Säure, die die Rebsorte Alvarinho auch im Gebiet Lisboa mitbringt.


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org