[März 2015] Auf der ProWein war Diogo Campilho (links im Bild) noch im Kreise seiner Kollegen von The Young Winemakers Of Portugal präsent. So richtig aufmerksam geworden auf die Quinta da Lagoalva de Cima bin ich jedoch bereits vorher über seine Nominierung zum Önologen des Jahres 2014.
Diogo Campilhos Familie besitzt das Landgut, das auf den Duque de Palmela zurückgeht, seit über 100 Jahren. Er ist zusammen mit Pedro Pinhão der verantwortliche Weinmacher. Dritte im Bunde ist die Weinmacherin Filipa Tomaz, die uns geduldig, nett und kompetent während unseres gesamten Besuchstermins begleitete.
Das Weingut Quinta da Lagoalva liegt im Ribatejo, etwas außerhalb von Alpiarça ca. 11 km von Santarém entfernt. Das zugehörige Qualitätswein-Anbaugebiet ist das DOC Tejo. Lagoalva ist aber mehr als bloß Weinbau. Mit rund 7000 ha im ganzen Land gehört es zu einem der großen Agrobetriebe Portugals. Neben Mais, Erbsen, Gerste, Alfalfa (Luzerne - als Vieh-Futter) wird Olivenöl produziert, Korkeichen dienen der Korkgewinnung. Darüber hinaus gibt es Viehzucht und es gehört ein Lusitano-Gestüt zum Gut.
45 ha sind mit Weinreben bestockt. Ein Großteil davon grenzt unmittelbar an das Weingut. Zur Besichtigung der Rebflächen lud uns Filipa per Kutschfahrt ein ...
Mit nur einer Pferdestärke (aber mächtig beeindruckend!) ging es entlang von Olivenhainen, Korkeichen und Weideflächen zu den Rebflächen: Es überwiegen die weißen Rebsorten: Alvarinho, Arinto, Fernão Pires, Verdelho, Sauvignon Blanc, Chardonnay.
Rote Sorten sind Touriga Nacional, Alfrocheiro, Castelão, Tinta-Roriz, Alicante Bouschet, Cabernet Sauvignon, Shyrah und Tannat (ziemlich exotisch, die Tannat in Portugal - ich kenne keinen außer Chris Price - der sonst noch darauf zurückgreift). Für die roten Top-Linien werden Syrah, Alfrocheiro, TN und Alicante Bouschet verwendet.
Gelesen wird in der Kühle der Nacht, erklärte uns Filipa, was der Qualität zuträglich seien soll. Geerntet wird maschinell.
In der Kellerei kommen moderne Inox-Tanks mit Temperaturregulierung zum Einsatz. Die Weine werden in Barriques aus französischer Eiche gelagert. Filipa erklärte des gesamten Prozess ausführlich, nun aber von der Theorie zur Praxis ...
Zur abschließenden Prova stand Brot und das hauseigenen Olivenöl, Queijo und Chouriço bereit.
Wir starteten mit einem Weißen Lagoalva Branco 2014. Frisch, mit leichten 12,50 % Vol. Florale Noten in der Nase. Ein Blend überwiegend aus der Fernão Pires mit Arinto und Alvarinho, der kühl getrunken ein schöner Begleiter zu Fisch und Sea Food ist.
Der Lagaolva Rosé 2013 besteht zu je 50 % aus Touriga Nacional und Castelão. Ein leichter Sommerwein, dem es Roséweintypisch etwas an Substanz fehlt.
Der Lagaolva Tinto 2013, ebenfalls aus Touriga Nacional und Castelão, lag 3 Monate in Eiche und ist trotz seines jungen Alters bereits trinkreif. Ein unkomplizierter Rotwein für viele Gelegenheiten.
Aus der Toplinie habe ich mir einen Alfrocheiro mitgenommen, auf den ich mich freue und über den ich demnächst gesondert berichten werde.
Ein großartiger Besuch bei dem ich dank der sehr sympathischen Filipa nicht nur etwas über Weinbau dazulernen konnte sondern auch über Landwirtschaft und das Leben auf dem Campo im allgemeinen.
Muito obrigado hierfür, Sra. Filipa!
Quinta da Lagoalva
Talhão I 2013
Hellgelb-strohig im Glas, mit leichten Fruchtaromen in der Nase. Im Mund Pfirsich, Melone und Kiwi. Weicher Geschmack, buttriger Schmelz bei angenehmer "Frescura". Aus den Rebsorten Fernao Pires, Arinto, Alvarinho und noch ein wenig Sauvignon Blanc und Verdelho.
Sehr schöner Blend, der ohne Zweifel geschmacklich auf die internationalen Konsumenten zielt. 13 % Vol.
Empf. Trinktemperatur: 10°C.
Quinta da Lagoalva
Reserva 2012
Im Direktverkauf bei der Quinta habe ich gerade mal unschlagbare 7 EUR bezahlt. In Deutschland kostet der Wein aus den Rebsorten Alfrocheiro, Touriga Nacional und Syrah > 13 EUR.
Der Wein wird 10 Monate im französischen Barrique ausgebaut. Er zeigt ein kräftiges rot mit bläulichen bzw. violetten Reflexen. Es lassen sich dezent rote Beeren und Früchte sowie Vanillearomen schmecken. Runde Tannine, passt wunderbar zu einem milden Gorgonzola ...
Quinta da Lagoalva
Arinto & Chardonnay Reserva 2013
Beim Quinta da Lagoalva Arinto & Chardonnay Reserva 2013 liefert die in Stahltanks ausgebaute Arinto-Traube die Frische und Säure. Für den Chardonnay-Anteil kam neue französische Eiche zum Einsatz. Ein schmelziger Weißer. Mit 14 % Vol. kein Leichtfuß, dezente Zitrusnoten, schön ausbalanciert, für meinen Geschmack etwas zu viel Holz. Kostet in Portugal gerade mal um die 7 EUR/Flasche. Sehr gut gemachter Wein, der das Portfolio der Lagoalva-Weißweine wunderbar ergänzt
Quinta da Lagoalva
Lagoalva Castelão Touriga Nacional Tinto 2013
Violett im Glas. Fruchtig in der Nase. Beerenfrüchte am Gaumen. Ein sehr "internationales" Profil zeigt dieser Rotwein, auch wenn es sich beiden Hauptakteuren, Castelão und Touriga Nacional, um zwei "Alpha-Tierchen" unter den portugiesischen Rebsorten handelt. Viel Beere und Frucht, jedoch ohne jemals auch nur ansatzweise "marmeladig" zu wirken. Ein Roter bei dem weder bei seinen Gästen noch als Gastgeschenk für den Gastgeber etwas falsch machen kann. 13,50 % Vol. Empfohlene Trinktemperatur 16 -17°C
Quinta da Lagoalva
Castelão Touriga Nacional Tinto 2017
Viel Frucht / Beeren. Leicht zugänglich, wuchtig ohne "marmeladig" rüber zu kommen. 9 EUR/Flasche im "Vagabundo d'Arroz & Feijão", dem neuem "Fleisch-Tempel" in Mafra, wenn es um Picanha, um Picanha und um Picanha geht. Dirt cheap, saugute Qualität! Gute Qualität beim Fleisch, das Farofa saulecker gewürzt. Die gebackenen Kartoffeln mit reichlich Knobi. Der Salat - vollkommen untypisch für Portugal - nach Art eines griechischen Bauernsalat mit einer leichten Essig-Öl-Vinaigrette. Passt wie Faust-auf-Auge, der Einsteiger-Tinto von Lagoalva.
Quinta da Lagoalva
Vudu Syrah Vinho Regional Tejo 2018
Mit dem Vudu Syrah 2018 produziert Diogo Campilho sortenrein aus der Syrah einen Gaumenschmeichler für den Export. Kraftvoll, sanfte Tannine, Johannisbeeren, Pflaume. Konzentriert, aber nicht "überextrahiert". Der gefällige Partywein, der die Gäste glücklich macht. Kostet knapp 8 EUR Flasche in Deutschland.
Wo hab ich ihn her? Hab den Roten aus Zufall bei einem Getränkefachmarkt entdeckt. Das Etikett kommt so exotisch und schrill daher, ich hätte dahinter nie einem Portugiesen vermutet, wenn er nicht in der schmalen Ecke mit ein, zwei weiteren Portugiesen gestanden hätte.