[Oktober 2018] Vorweg: Letzten September hatte ich das besondere Vergnügen wieder einmal ein Weingutbesuch der Extraklasse erleben zu dürfen. Aber der Reihe nach. PALWINES, das sind drei Geschwister Pedro, Ana und Luis. Ein Familienbetrieb durch-und-durch, ein noch junges Unternehmen, gegründet 2012. Aufmerksam geworden bin ich auf das Projekt durch einige positiven Berichte in der Fachpresse. Als mir Ana die unglaublich komplexen Weine dann im Oktober 2017 auf der Lissabonner Weinmesse Vinhos & Sabores einschenkte, war mir klar, dass ich mir die Quinta mit den uralten Weinbergen vor Ort anschauen würde.
Ich war mit Pedro für 18:00 Uhr verabredet. Warum erst so spät? Nun, da hat er halt Feierabend, denn Pedro Borges ist seit 1997 der Önologe von Vinícola de Nelas. Während dort große Volumen produziert werden, handelt es sich bei PALWines geradezu um eine "Craft Winery". Mit dem Wissen um moderne Kellertechniken das Erbe der Vorfahren zu bewahren und für die kommende Generation fortzuentwickeln, das ist die Idee und der Antrieb, welche hinter dem Mikro-Projekt stecken. Zusammen kommen die drei Geschwister auf gerade einmal winzige 2 ha bestockter Fläche. Davon als Vermächtnis des Großvaters 1 ha alte Weinberge (über 100 Jahre alt!), stark parzelliert, und 1 ha neu angepflanzte Touriga Nacional-Reben. Ich stieg zu Pedro und seinem Neffen in den Jeep und auf ging es zu der Besichtigung der malerisch gelegenen Weingärten.
Im Hintergrund sieht man noch wie nah die verheerenden Waldbrände vom Herbst 2017 in Weinbergnähe gewütet haben. Die 100-jährigen Weinstöcke sind zum Glück weitestgehend verschont geblieben. So bleibt uns ein Stück Kulturlandschaft, die genetische Vielfalt der im Mischbesatz bepflanzten Parzellen und antiquierte Reberziehungstechniken wie die "Rabbit-Tail-Methode" erhalten. Die knorrigen, zerpfurchten Rebstämme (Troncos) zeugen von der Widerstandsfähigkeit der alten Rebstöcke, wenn auch natürlich die Produktivität der Pflanzen und damit der Ertrag mit dem Alter stark nachlässt.
Die Lese hatte noch nicht begonnen. Das für die Region schwierige Jahr 2018 machte auch Pedro zu schaffen. Auf ca. 25 % schätzte der Winzer den Ertragsrückgang.
Eine echte Wohlfühlstimmung strahlt der Weinberg im warmen Licht der untergehenden Sonne aus. Die Hanglage und die unterschiedliche Böden "von unten nach oben" sorgen für vielfältige Geschmacksnuancen, die sich in der Flasche zum komplexen, aber harmonischen Ganzen fügen.
Nach der Fahrt im Jeep über manch abenteuerliche Schotterwege ging es zurück zur Quinta dos Três Maninhos, wo ich im Weinkeller die Weine als "Tanksamples" durchprobieren durfte. Hier im kleinen Weinkeller gären die traditionell mit Füßen getretenen Weine im offenen Granittank (Lagar), bevor sie in in den Edelstahltank kommen. Pedro baut den Rotwein, der von den alten Weinbergen stammt nicht in Eiche aus. Er möchte Komplexität, aber will die komplexen, vielschichtigen Aromen aus dem Weinberg gerade nicht mit den zusätzlichen Aromen der Fässer überfrachten.
Der frische, mineralische Branco mit zartem Schmelz hat mir enorm gut gefallen. Das gilt ebenso für die roten Linien Centenariae Vineae und Quinta dos Três Maninhos (100 % Touriga Nacional). Letzteren gibt es als Quinta dos Três Maninhos Reserva auch in Eiche ausgebaut. Ganz große Klasse! Wir probierten und unterhielten uns angeregt. Ich blieb bis 20 Uhr, dann war es Zeit zu gehen, damit Pedro seine kleinen Kinder zu Bett bringen konnte. Vielen Dank an die Familie für die Geduld und Gastfreundschaft. Der Besuch war eins dieser unvergesslichen Erlebnisse, die ich mit der Weinregion Dão verbinde.
PALWINES Centenariae Vineae - Vinha do Canez Dão 2013
Dunkelviolett im Glas. Würzige Kräuter- und Piniennoten. Fruchtig mit Frische. Vielschichtig strukturiert. Bei jedem Schluck präsentiert der Rotwein aus dem 100-jährigen Weinberg neue Geschmackskomponenten. Diese Komplexität bedingt der Anbau im Mischsatz, der damals üblich war. Ganz kleine Auflage, nur 2130 Flaschen. Der Tinto kostet 20 EUR/Flasche in Portugal. Er ist solo ein Genuss oder z.B. zu zartem Lammgerichten, kann sich aber auch gegen würzigen Serra-Käse durchsetzen. Ganz großes Gaumen-Kino!
PALWINES Quinta dos Três Maninhos D.O.C. Dão 2014
100% Touriga Nacional, im traditionellen Granittank per Fuß getreten und auf der Maische vergoren. 9 Monate im Edelstahltank ausgebaut. Deutliche Veilchen- und Beerenaromen. Obwohl kein Barrique im Spiel ist, zeigen sich die Tannine erstaunlich rund. Kleine Auflage, nur 2000 Flaschen. Kostet 20 EUR/Flasche in Portugal. Ein echtes Leckerli, meine Gäste waren voll des Lobes.
In der Ausgabe Oktober 2018 der Weinfachzeitschrift "Vinho - Grandes Escolhas" wird im Rahmen eines großen Dão-Features (Titelthema) der Centenariae Vineae - Vinha do Canez Dão 2013 mit fulminanten 18 Punkten bewertet. Parabens, Pedro!
PALWINES Centenariae Vineae - Vinha do Canez Dão 2013
Die Weinfachzeitschrift Grandes Escolhas hat noch einen draufgesetzt. Beim großen Event "Prémios Melhores de Portugal" wurden u.a. die besten Weine Portugals des Jahres 2018 prämiert. Hier die komplette Liste: PRÉMIOS MELHORES DE PORTUGAL
Für die Dão-Region unter den Besten: VINHA DO CANEZ DÃO 2013
Verdient! Glückwunsch an die drei Geschwister! Parabens!