Cortes de Cima | Vidigueira

[September 2015] Meine Alentejo-Tour zur Weinlesezeit im September 2015 begann mit einem überaus informativen Besuch bei Cortes de Cima in Vidigueira

Das Weingut, gegründet 1988 vom dänisch-amerikanischen Ehepaar Hans Kristian und Carrie Jorgensen, versteht sich als Pionier bei der Verwendung sortenrein ausgebauter internationaler Rebsorten. Internationales Renommee hat sich Cortes de Cima besonders durch seine Syrah-Weine verschafft. Das Flagschiff des Hauses, der Incógnito, ein Syrah-Varietal, spielt in der Namensgebung auf die Ursprungszeiten der Herdade an, als der Anbau der Syrah-Traube im Alentejo noch nicht erlaubt war und sich quasi alles im Verborgenen abspielte.

Von den beachtlichen rund 400 ha Grundstück sind ca. 150 ha mit Wein bestockt, auf 50 ha stehen Olivenbäume. Rote Trauben(120 ha): Aragonez , Syrah, Touriga Nacional, Petit Verdot, Trincadeira, Alicante Bouschet und Cabernet Sauvignon. Weiße Trauben (30 ha) : Antao Vaz, Alvarinho, Verdelho, Viognier, Sauvignon Blanc, Gouveio und Chardonnay.

 

Unweit von Vila Nova de Milfontes wurden vor wenigen Jahren noch ca. 35 ha dazugekauft. Der Weißwein der dort produziert wird profitiert von der Nähe zum Atlantik.

José führte mich auf meiner Besichtigung durch die Adega, erläuterte mir den Produktionsprozess und die Abläufe von A bis Z.

Die Rebstockerziehung (vine training) erfolgt nach kalifornischem Vorbild mit der Smart-Dyson-Methode. Im Gegensatz zur traditionellen Erziehung wachsen die Reben nicht so bodennah. So bekommen sie nachts nicht so viel von der im Boden gespeicherten Wärme ab, was das nächtliche Weiterreifen vermindert. Ferner erhalten die Trauben auf diese Art mehr Sonne und die Weinstöcke werden besser durchlüftet, was auf natürliche Art den Pilzbefall vermindert. Bei Cortes de Cima hat man sich einer nachhaltigen Produktion verpflichtet (Protecção Integrada), es wird nicht präventiv sondern nur beim auftreten von Symptomen gespritzt.

 

Das abschließende Tasting  ging los mit Brot, dem hauseigenen Olivenöl (sehr seidig!), lecker Wurst, Käse und Oliven.


So, nun ein paar Eindrücke was die beiden Önologen, Hamilton Reis und Hugo Almeida, so alles ins Glas zaubern. Am Label erkennt man übrigens bereits ob es sich um ein Blend (Traube oder Amphore) oder einen sortenreinen Wein (Weinblatt) handelt.

Chaminé Branco 2013 

Rebsorten: Verdelho, Sauvignon Blanc, Antão Vaz, Viognier 

Leichte 12,5 % Vol., Ausbau im Edelstahl-Tank. Leicht und frisch. Mit rund 4,50 EUR/Flasche hat dieser Wein der Einsteigerklasse ein Top-Verhältnis zwischen Preis und Spaß-im-Glas.

 

Chaminé Tinto 2013

Rebsorten: Aragonez (Tempranillo), Syrah, Touriga Nacional, Alicante Bouschet, Trincadeira

13.5 % Vol., Auch hier kein Holz. Auch "ohne" ist der Wein warm, weich und sehr gut zugänglich. Auch hier wieder: Viel Qualität für eine kleine Mark.

 

Cortes de Cima Tinto 2012

Rebsorten: Aragonez, Syrah, Touriga Nacional, Petit Verdot

14 % Vol., Ausbau 12 Monate in französischer und amerikanischer Eiche. Danach ein weiteres Jahr in der Flasche gereift.

Schön fruchtig, rund im Geschmack, die Holznoten gut integriert. Kostet in Portugal 9 EUR/Flasche.

 

Trincadeira 2013

Rebsorte: 100% Trincadeira

14 % Vol., Fantastischer Monocasta, handgelesen, nur 4000 Flaschen wurden abgefüllt, 8 Monate in französischer Eiche. Würzig-rund, Beerennoten, mit einer schönen Säure.

14 EUR/Flasche - mein heimlicher Favorit.

 

Petit Verdot 2010

Rebsorte: 100% Petit Verdot

14 % Vol., Die noble Bordeaux-Verschnitt-Traube von Cortes de Cima sortenrein 12 Monate in französischer Eiche ausgebaut. Wuchtig, mit viel Mentol- und Fruchtnoten. Die Rebsorte reift langsam und wird deshalb immer als letztes gelesen.

24 EUR/Flasche.

Und nun zum "Star" von Cortes des Cima: der Syrah

 

100 % Sortenrein sind drei Syrah-Weine erhältlich: Das Flagschiff, der Incógnito, wird nur in ausgewählten Jahrgängen aufgelegt und die kleine Auflage ist stets ruckzuck ausverkauft. Besonders die Brasilianer sind in den Wein vernarrt, berichtete mir José.

 

Syrah 2012

Rebsorte: 100% Syrah

14 % Vol., 8 Monate in französischer und amerikanischer Eiche gereift, schöne Struktur und viel von den für die Rebsorte typischen Johannisbeer-Aromen. Der Einstieg in die sortenreinen Syrah-Weine kostet 12 EUR/Flasche und hat zurecht viel Freunde gewonnen.

 

Homenagem a Hans Christian Andersen 2011

Rebsorte: 100% Syrah

14 % Vol., 8 Monate in französischer und amerikanischer Eiche gereift. Sehr seidig. Fruchtig und mit einem vollen Körper. Wird nicht in jedem Jahr aufgelegt, aber häufiger als der Incógnito. Interessant übrigens in dem Zusammenhang, dass sich laut José der Bau des Alqueva-Stausee positiv auf das Mikroklima der Weinberge von Cortes des Cima ausgewirkt hat (konstantere Bedingungen). Der "Homenagem" ist die Mittelklasse und seine 24 EUR/Flasche wert. Ich habe mir ein Fläschchen nach Deutschland mitgenommen und freue mich auf die "Nachverkostung" bei passender Gelegenheit.

 

Während des umfangreichen Tastings, das José mit mir geduldig, freundlich und enthusiastisch "zelebrierte" kam Grandseigneur Hans Kristian Jorgensen kurz vorbei und nahm sich die Zeit für etwas Smalltalk. Sehr charmant, die Gastfreundschaft bei Cortes de Cima!

 

Muito obrigado an José, der für einen fulminanten Start meiner Alentejo-Tour 2015 gesorgt hat!


Das schreiben die Syrah-Fetischisten von "O Blogue do Syrah - Isto não é vinho, isto é Syrah!" über den Homenagem a Hans Christian Andersen 2011, Cortes de Cima, 100% Syrah, der bei mir zuhause auch noch darauf wartet entploppt zu werden.

 

Classificação: 18/20: Mir dünkt, da habe ich keinen Schlechten mit nach Deutschland geschleppt, aber die Nachverkostung wird zeigen, ob sich die positiven Eindrücke vom Tasting wiederholen. 


Homenagem a Hans Christian Andersen 2011: Zu Kaninchen, Kartoffeln und Rotkohl ein wahrer Gaumenschmaus und ein überaus würdiger Begleiter! Mit rund 27 EUR weniger als halb so teuer wie der Flaggschiffwein "Incógnito". Ich unterstelle einfach mal, dass 80 % der Incognito-Konsumenten einen Unterschied "blind" nicht herausschmecken würden. 


  • Trincadeira 2013 - Rebsorte: 100% Trincadeira14 % Vol., Fantastischer Monocasta, handgelesen, nur 4000 Flaschen wurden abgefüllt, 8 Monate in französischer Eiche. Würzig-rund, Beerennoten, mit einer schönen Säure. 14 EUR/Flasche - mein heimlicher Favorit.

So klang da 2015. 2020 gibt es immer noch wenig zu mecker. Das Fruchtige ist ein bisschen raus. Der Rotwein präsentiert sich gereifter, weniger Frucht, dafür mehr Pfeffer. Etwas Lakritz. Komplexer Rotwein mit einer großartigen Würze


Cortes de Cima & Niepoort NatCool Palhete 2021 - Scheint sich einiges getan zu haben, seit ich das Weingut 2015 besucht habe. Anna Jørgensen hat den Staffelstab nun in der 3. Generation übernommen, strahlt auf dem Titelblatt der Januarausgabe 2023 der Revista de Vinhos und lässt einen frischen Wind wehen, wovon mich das geile Zeug überzeugt, dass ich hier im Glas habe.  Ein Palhete aus der weißen Rebsorte Viognier und 20 % Syrah, die auf kalkhaltigen Böden wachsen und mit minimalen önologischen Eingriffen vinifiziert werden. Anna Jørgensen und Daniel Niepoort (junge Wilde!) fermentieren die beiden Sorten gemeinsam in Tonamphoren, danach folgt eine Reifung auf der Feinhefe in Inox-Tanks ...

Ein charmantes, an den Rändern deutlich transparentes Rot-Violett zeichnet den Wein aus, dazu eine fruchtige Nase! Sehr einladend bis hierhin. Am Gaumen gibt sich der Palhete keine Blöße. Er zeigt eine Frische, die man "blind" definitiv nicht im Baixo Alentejo (das südliche Alentejo) verorten würde,  gepaart mit einer unglaublichen Leichtigkeit und delikaten Eleganz.

Selten war ein Südalentejano süffiger. Da Zeug läuft super runter ohne jemals bloß "Durstwein" zu sein, denn besonders hinten am Gaumen präsentiert sich der Rote mit einem langen, präzisem Nachhall. Saugeil, superlecker. Ist natürlich kein "Saufwein" auch wenn das für die NatCool-Serie typische 1L-Gebinde und der Kronkorken dies fälschlicherweise assoziiert.  Mit 25,90 EUR/LITER leider kein Leichtfuß im Preis. Aber JEDEN einzelnen Cent wert. Monsterwein! Uma leveza e delicadeza incrível!


Cortes de Cima Branco 2021 Vinho Regional AlentejanoWow! Was ist das denn? Und wie geht das? Ein Weißwein mit federleichten 11 % aus dem heißen Alentejo und dazu eine ungeheure Salzigkeit auf den Lippen, die ich blind verköstigt eher auf den Azoren als im Alentejo verorten würde. Fantastisch! Ganz leichte reduktive Noten. Super feingliedrig und die süffige Atlantikfrische ist die Basis des enormen "Trinkzugs". Ein Branco der zum Genießen animiert! 

Der 2021 Branco ist ein Cuvée aus den Rebsorten Alvarinho und Sauvignon Blanc, die Reben stehen auf Parzellen in Atlantiknähe, und aus Viognier-Trauben, die im Landesinneren in der Nähe von Vidigueira wachsen. Die Lese fand Nachts statt um die Frische zu bewahren, spontanvergoren, 12 Monate in 500l-Eichefässern ausgebaut. Ich bin sowas von geflasht, wie Anna aka Lady Limestone diesen zauberhaften Tropfen so perfekt hinbekommen hat. Das schlichte Etikett ist Understatement pur. Mit 25,50 EUR kein Wein für jeden Tag, aber bereits jetzt, Anfang des Jahres, wage ich mich aus der Deckung: Der wird unter den besten Brancos 2024 vertreten sein! Diese Prognose fällt nicht schwer, den viel besser geht es nicht mehr!


Ich hatte den Paradigmenwechsel ja bereits verkündet, jetzt aber noch einmal aus berufenem Munde:

 

A revolution at Cortes de Cima in Portugal’s Alentejo


Über mich ...

 

Weinliebhaber mit engem Bezug zu Portugal. Beruflich habe ich keine Berührungspunkte mit dem Wein-Business.  Insofern schreibe ich unabhängig über  portugiesische Weine als reine Liebhaberei. Anregungen, Fragen? Gerne: frank@vinhoportugal.de

 

 

Alles über die Vielfalt der portugiesischen Weine auf www.vinhoportugal.de oder im Rahmen der größten deutschsprachigen Community rund um das Thema "Portugal" auf www.portugalforum.org