Fein, fein, da treten zwei Spitzen-Rosés gegeneinander an, die nicht nur den Jahrgang gemeinsam haben: Bei Weingüter (das eine nördlich von Odeceixe, das andere südlich von Santiago do Cacém) liegen an der Westküste des Alentejo (die Weinberge jeweils nur 9 km bzw. 10 km vom Atlantik entfernt) und profitieren von der frischen Atlantikbrise. Beide Weine spielen dazu in der selben Preisklasse.
Adega da Costa Atlantica Vicentino Naked Pinot Noir Rosé 2022 - Der "Naked"-Rosé hält, was die "Naked"-Serie des Weinmachers Ole Martin Siem verspricht: Rebsortenrein, leicht zugänglich, süffig, Terroir-betont (und natürlich ohne Holz-Ausbau). Ganz große Himbeer- und Erdbeerattacke am Riechorgan, am Gaumen reichlich Beeren plus Kirsche. Von vorne bis hinten ein Rosé, der stets auf den Punkt liefert und dabei vollkommen unkompliziert genauso wie er ist zu gefallen versteht: Einfach lecker! 13 % Vol. In D für 14 EUR/Flasche.
Herdade do Cebolal Rosé 2022 - Isabel und Luis Mota Capitão setzen ebenfalls auf einen sortenreinen Rosé, allerdings auf die Rebsorte Touriga Nacional - wesentlich dezenter in der Nase, präsentiert sich der Wein auch am Gaumen weniger floral-fruchtig, natürlich schwingt hier auch eine prägnante Rotfruchtigkeit mit, aber insgesamt eher karg, mineralisch-steinig, geradeaus. Ganz leichte 11,5 % Vol. Rund 15 EUR in Portugal. Definitiv ein "Food-Begleiter", mehr noch als der Vicentino, dem ich seine "food-friendliness" nicht absprechen möchte, der aber definitiv den besseren Terrassen-Wein abgibt. Nicht einfach zu sagen, welchen Rosé ich höher bewerten würde, klar ist aber, dass der "Naked Rosé" sich vielseitiger präsentiert und es perfekt versteht, Gäste mitzunehmen, der Gaumen (noch) nicht portugalaffin ticken!