Ich hatte mir da neulich wieder so ein "wildes Battle" einfallen lassen: Einen SCHEID FAMILY WINES ODD LOT 2017 versus einen QTA CEREJEIRAS GRANDE RESERVA ÓBIDOS TINTO 2014. Zwei "fette Schnecken", konzentriert, mit breiter Brust und doch so unterschiedlich. Der Kalifornier (Rebsorten: Petite Syrah, Petite Verdot) von der Central Coast springt einen in der Nase mit einer fruchtigen Brombeerattacke geradezu an, lässt am Gaumen etwas nach um sich mit mächtig langen, aber noch jugendlich-garstigem Nachgeschmack zu verabschieden. Der rote Reserva (Rebsorten: Castelão, Touriga Nacional, Aragonez) aus der Lissaboner Sub-Region Óbidos zeigt sich deutlich verhaltener im Duft, am Gaumen mit Kirschnoten und Pflaume, mit butterweichen Tanninen, körperreich und lang nach hinten raus. Insgesamt ausgewogener, gereifter. Die in Summe 24 Monate in französischer Eiche (6 Monate in neuen Barriques und 18 Monate in gebrauchten 300l-Fässern) haben in dieser Hinsicht dem Tinto gut getan. Der unorthodoxe Ami ist nicht nur geschmacklich kräftiger, er hat mit 14,5 % Vol. auch mehr Umdrehungen als der Portugiese (13,5 % Vol.).
Preislich liegt der Odd Lot bei 20 EUR/Flasche, der Quinta das Cerejeiras in Portugal bei knapp unter 20 EUR/Flasche. Wir konnten uns nicht entscheiden, welcher Wein letztlich die Nase vorn hatte. Es hat aber wieder viel Spaß gemacht, die Unterschiede rauszuarbeiten, sich intensiv mit den Weinen zu beschäftigen und sich auszutauschen. Beiden Tintos gemein war, dass sie durch eine Weile "atmen" deutlich an Profil gewannen und zugänglicher wirkten. Lecker Tröpfchen sind es beide allemal.